“Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe…” Zugegeben, Paulus beschreibt an
dieser Stelle in erster Linie den hohen Maßstab Wörtlich übersetzt sagt Paulus in
diesem Vers, wir sollen “Wahrheiten in der Liebe”,
Vor diesem Hintergrund klingt
Jesajas prophetische Beschreibung des untreuen Gottesvolkes fast
unheimlich zeitgemäß: „Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren
Pfaden. Ein Volk ohne Wahrheit inmitten
eines Landes, in dem die Wahrheit “zu Fall gekommen” und dahin ist -
das ist die messerscharfe Analyse unserer Gesellschaft.
Wie soll man in einer Gesellschaft “die Wahrheit
in Liebe sagen”, wenn allein schon der Anspruch Wahrheit zu haben oder
zu kennen als das Liebloseste auf der Welt interpretiert
wird?
In meinem Gespräch mit der ungläubigen
Frau kam ein ganz typischer Punkt, an dem sie mich anschaute und mir mit
eindringlichem Ton sagte: “Ich möchte vor allem akzeptiert und
toleriert werden, so wie ich bin und mit allem, was ich glaube!” Doch wie in allen biblischen
Anweisungen, ob von Paulus oder irgendeinem anderen Verfasser, werden
wir hier nicht vor die Wahl gestellt. Wir müssen diese beiden Pole
“Wahrheit” und “Liebe” mit aller Kraft und um jeden Preis
zusammenhalten und zusammen leben und verkündigen. Und genau hier, habe
ich den Eindruck, gehen viele Christen, ja vielleicht sogar der
Evangelikalismus als Gesamtes, in der Verfassung, Wir haben keine Wahl. Wir müssen
die Wahrheit in Liebe sagen und lieben in Wahrheit.
Nachdem die Frau mir ihr Herz
ausgeschüttet und mir gesagt hatte, dass sie in erster Linie akzeptiert
und geliebt werden wolle, schaute ich sie an und fragte sie: “Wie soll
ich dich denn als Menschen lieben und akzeptieren? In dem ich passiv
abnicke, was du mir sagst, alles toleriere und akzeptiere, was aus
deinem Mund kommt, selbst wenn es der größte objektive Müll ist, den
man sich vorstellen kann? Was für ein Mensch wäre ich denn, was für
eine Liebe wäre das denn, wenn ich etwas wüsste, eine alles
entscheidende Wahrheit, und würde sie dir vorenthalten?” Es gibt ein Sprichwort, das
zumindest alt genug ist, dass es noch nicht postmodernisiert worden ist: “Wahrheit ohne Leibe ist brutal - Liebe ohne Wahrheit ist
Heuchelei” Wenn das Sprichwort stimmt, dann
ist vieles, was heutzutage als “Liebe” kursiert, Bei diesen Gedanken wird deutlich,
dass Wahrheit und Liebe unendlich eng miteinander verbunden sind, ja
dass sie in der Praxis miteinander verschmelzen. Es sind keine
Gegenpole, die so weit voneinander entfernt sind, dass wir sie nicht
zusammenbringen können, dass wir uns für das eine oder das andere
entscheiden müssten. Nein, in dem Moment, wo wir uns für das eine (und
gegen das andere) entscheiden, rinnt es uns schon durch die Finger
hindurch wie Sand und wir haben keines von beiden. Eine Wahrheit ohne
Liebe ist nicht eine schlechte, minderwertige Wahrheit, sondern keine
Wahrheit. Und eine Liebe ohne Wahrheit ist nicht eine schlechte,
minderwertige Liebe, sondern keine Liebe. Ersteres ist pure
Lieblosigkeit, letzteres pure Schwärmerei und Gefühlsduselei. Und da
ein Christ sich für eines nur gegen besseres Wissen entscheiden kann,
sind letztlich beide Haltungen eine Form des Hasses. In Sprüche 27 finden wir folgende
Weisheit: “Offene Zurechtweisung ist besser als Liebe die verborgen bleibt. Die
Schläge des Freundes meinen es gut, aber die Küsse des Hassers sind trügerisch.”
(Sprüche 27, 5-6) Wenn ich meinem Freund sage, “Was
du hier tust/denkst/glaubst, ist nicht richtig, sondern führt ins
Verderben,” dann ist dies - sofern was ich sage wahr ist-
So lasst uns einander lieben.
Christen, liebt eure Geschwister - nicht mit einer Liebe, die
wahrheitslos ist. Aber auch nicht mit einer Wahrheit, die lieblos ist.
Christen, liebt eure nichtchristlichen Freunde - nicht mit einer Liebe,
die nur alles akzeptiert und toleriert, sondern sagt die harte aber
wahre Wahrheit, um der Liebe willen. Aber auch nicht mit einer Wahrheit,
die lieblos ist und nicht den Menschen im Blick hat, den Gott in unser
Leben gebracht hat. Und Christen, liebt eure Feinde - nicht mit einer
Liebe, die vor Emotionalismus nur so trieft, sondern mit der Liebe, die
Jesus Christus selbst verkörpert, der der Menschheit die Wahrheit
brachte - die Wahrheit über ihren schlechten, sündhaften Zustand -
aber in Liebe - der Liebe des sich selbst-opfernden Gottessohnes. Vielen lieben Dank an den Verfasser Sebastian Heck für diesen wahren Text und die Erlaubnis, das ich ihn hier veröffentlichen darf.
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